Bayer zwingt die Mailänder Satirezeitung „Aspirina“ zur Namensänderung

Von Antje Schrupp

Beziehungsweise weiterdenken | 10 aprile 2019

Die italienische Satirezeitung „Aspirina, rivista acetilsatirica“ (Aspirin, acetylsatirische Zeitschrift) muss nach über dreißig Jahren ihren Namen und die Internet-Domain www.aspirinalarivista.it aufgeben. Grund: Der Pharmakonzern Bayer hat das feministische Online-Magazin aus Mailand verklagt.

 

Aktuelle Karikatur von Pat Carra:
„Vor den Pestiziden war ich eine Klapperschlange“ –
„Denk nur, ich war ein Bayer-Manager.“ c www.erbacce.org

1987 gründeten Frauen aus dem Kollektiv des Mailänder Frauenbuchladens eine humoristische Zeitschrift und gaben ihr den Titel „Aspirina“ – die perfekte Metapher dafür, dass das Leiden an dieser Welt gelindert werden kann. Seither gab es unter diesem Namen viel „Acetylsatirisches“ (so der Untertitel) zu lesen: kurze Texte, Comics, später auch Videos, denn 2013 zog „Aspirina“ vom gedruckten Papier ins Internet um.

987 gründeten Frauen aus dem Kollektiv des Mailänder Frauenbuchladens eine humoristische Zeitschrift und gaben ihr den Titel „Aspirina“ – die perfekte Metapher dafür, dass das Leiden an dieser Welt gelindert werden kann. Seither gab es unter diesem Namen viel „Acetylsatirisches“ (so der Untertitel) zu lesen: kurze Texte, Comics, später auch Videos, denn 2013 zog „Aspirina“ vom gedruckten Papier ins Internet um.

Da ist zum Beispiel die Frau im gestreiften Kleid, die immer Nein sagt (etwa zu der Frage, ob sie ihren Uterus für eine Leihmutterschaft zur Verfügung stellen würde), oder Wonder Rina, die gegen die Bösen kämpft und momentan mit Bayer alle Hände voll zu tun hat. In einem Strip heißt die Hauptfigur Miomioma („mein Myom“) und wehrt sich gegen eine angedrohte Zwangsräumung, schließlich wohne sie schon seit Jahrzehnten in diesem Uterus.

Aber damit ist es jetzt vorbei, denn Bayer, der deutsche Pharmakonzern, hat die Redaktion rund um die Karikaturistin Pat Carra verklagt: Der Name Aspirin sei markenrechtlich geschützt. Da nützt es auch wenig, dass die Redaktion der „Aspirina“ ihren Titel schon vor 22 Jahren im italienischen Verlagsregister hat eintragen lassen. Wenn man von einem finanzstarken Pharmakonzern wie Bayer verklagt wird, ist man längst pleite, bevor ein Gerichtsverfahren zu einer Entscheidung kommt.

Seit eineinhalb Jahren haben die Autorinnen versucht, eine Regelung zu finden, aber Bayer blieb unnachgiebig. Eine langwierige und kostspielige Auseinandersetzung vor Gericht können sie sich aber nicht leisten, wie die Redaktion auf ihrer Internetseite schreibt. Stattdessen haben sie der Zeitung einen neuen Namen gegeben: „Erbacce. Forme di vita resistenti ai diserbanti“ (Unkrautpflanzen. Herbizidresistente Lebensformen).

Tröstlich sei immerhin, schreiben die Redakteurinnen, dass „die Paläste von Bayer und ihre Arroganz irgendwann in Ruinen liegen werden, von Unkraut überwuchert.“

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